DPA - 14/3/1995
Madrid (dpa) Der Kapitän des von Kanada am vergangenen Donnerstag aufgebrachten spanischen Trawlers .Estai", Enrique Davila, kann die Heimreise antreten. Wie das spanische Fernsehen (TVE) am Dienstag abend berichtete, hat ein Richter in der neufundländischen Hauptstadt Saint John's die Freilassung des Bootsführers angeordnet. Die Gerichtsverhandlung, in der sich die Mannschaft für angeblich illegales Fischen von schwarzem Heilbutt vor Kanadas Küste verantworten mu , soll am 20. April stattfinden.
Den gekaperten Fischkutter gaben die Behörden zunächst nicht frei. Der Trawler war am Donnerstag in internationalen Gewässern au erhalb Kanadas 200 Meilen Zone von der kanadischen Marine gekapert und nach Saint John's gebracht worden. Die Europäische Union hatte die Freigabe des Schiffs, der Besatzung und des Fangs zur Bedingung gemacht, um mit Kanada über den Streit um Fangquoten für den schwarzen Heilbutt zu verhandeln.
14 spanische Trawler haben nach dem Zwischenfall ihre Arbeit am Dienstag wieder aufgenommen. Das meldete der spanische staatliche Rundfunk RNE nach einem Seefunkgespräch mit der "Freidemar 1", die sich vor der Küste Neufundlands befindet. Vier der ursprünglich 18 spanischen Kutter waren in ihre Heimathäfen im nordwestspanischen Galicien zurückgekehrt.
Spanien erwägt nach wie vor den Abbruch der diplomatischen Beziehungen sowie die Verweigerung von Einreisevisa für kanadische Staatsbürger. Ein Schiff mit zwei EU Inspektoren an Bord sei in den Nordatlantik entsandt worden, um die dort noch befindlichen spanischen Fischkutter zu schützen, sagte der spanische Au enminister Javier Solana am Dienstag im Stra burger Europaparlament.
Die kanadische Regierung will sich auch weiterhin gegen die Überfischung der Heilbutt Bestände im Nordwestatlantik zur Wehr setzen und spanische Schiffe im Notfall festsetzen. Das machte Earl Wiseman von der kanadischen Fischereibehörde am Dienstag in Hamburg deutlich. Die EU habe einseitig und widerrechtlich die von der Nordwest Atlantik Fischereiorganisation (NAFO) zugewiesene Fangquote von 3 400 auf 18 600 Tonnen heraufgesetzt und zerstöre damit die Heilbutt Bestände und die Zukunft der kommerziellen Fischerei vor den Küsten Kanadas.
Die italienische EU Fischereikommissarin Emma Bonino warf den Kanadiern gezielte Falschinformation vor. Nach ihren Worten hält sich die EU eindeutig an die in den Vereinbarungen der NAFO für dieses Jahr erstmals festgesetzte Fangobergrenze von 27 000 Tonnen schwarzen Heilbutts in den Gewässern vor Neufundland. Der EU stünden jedoch von der neuen Höchstfangmenge 18 000 Tonnen zu, betonte Bonino.