DPA - 15/3/1995
Brüssel/Madrid Im Fischereistreit zwischen der Europäischen Union und Kanada wird es weiterhin keine offizellen Verhandlungen geben. Ein Sprecher der Europäischen Kommission sagte am Mittwoch, da der in der vergangenen Woche von den Kanadiern auf Hoher See vor Neufundland geenterte spanische Trawler "Estai" immer noch nicht freigelassen worden sei, könne es keine Gespräche geben.
Die Kanadier hätten zwar "ein wenig Bewegung" signalisiert. Doch erst wenn der Trawler ohne Bedingungen frei sei, könne Brüssel wieder an der Verhandlungstisch zurückkehren.
Am Dienstag hatte die zuständige EU Kommissarin Emma Bonino Gesprächsbereitschaft gezeigt, allerdings nur unter der Bedingung, Kapitän, Mannschaft und Schiff würden zuvor freigelassen. Energisch widersprach der Kommissionsprecher Presseberichten, nach denen die Kommissarin ein Ultimatum bis Mittwoch früh gestellt habe. Weitere Schritte seien zunächst nicht geplant. Man warte vor allem auf ein Einlenken Kanadas, hie es.
Wie der spanische Rundfunk am Mittwoch morgen berichtete, könnten Kapitän und Besatzung der "Estai" die Heimreise antreten. Die Gerichtsverhandlung über den Zwischenfall sei für den 20. April im neufundländsichen Saint John's angesetzt. Die Mannschaft wolle zunächst aber erst nach Montreal fliegen und dort bis Freitag abwarten, ob sie ihr Schiff zurückbekommt, hie es in Madrid.
Nach Angaben aus Diplomatenkreisen laufen in Brüssel informelle Gespräche zwischen der Union und Kanada "auf vollen Touren". Dabei sei im Gespräch, da Kanada einen Teil seines Anteils an der Fangmenge von 27 000 Tonnen schwarzen Heilbutts in den Gewässern vor Neufundland den dort fischenden Spaniern und Portugiesen anbieten wolle. Eine Neuverteilung der umstrittenen Quoten in der zuständigen Nordwest Atlantik Fischereiorganisation (NAFO) sei zu langwierig. Daher müsse eine Einigung zwischen Kanda und der EU erreicht werden.
Den Angaben wollen die Spanier für die .Estai/ nicht die verlangte Kaution in Höhe von fünf Millionen kanadischen Dollar zahlen. Damit würde der den Kanadiern zur Last gelegte Bruch internationalen Rechts lediglich anerkannt, hie es. Die Reederei pocht auf Rückgabe von Kutter und Ladung. Die .Estai" habe die Arbeit von vier Monaten an Bord, der Fang habe einen Millionenwert.