Brüssel/Madrid/Bonn Im Fischerei Streit zwischen der Europäischen Union und Kanada sind weiterhin keine offiziellen Verhandlungen in Sicht. Die Europäischen Kommission machte am Mittwoch nochmals deutlich, da Ottawa erst den in der vergangenen Woche von den Kanadiern auf Hoher See vor Neufundland geenterten spanischen Trawler "Estai" bedingungslos freilassen müsse, ehe man sich an den Verhandlungstisch setzen könne.
Zunächst seien von der Kommission keine weiteren Schritte geplant, sagte ein Sprecher. Nach wie vor sei Brüssel nicht an einer Eskalation interessiert.
Gleichzeitig liefen nach Angaben aus Diplomatenkreisen informelle Gespräche zwischen der Union und Kanada in Brüssel "auf vollen Touren". Die Kanadier wollten offenbar von der umstrittenen Aufteilung der Fangmenge von 27 000 Tonnen Schwarzen Heilbutts in den Gewässern vor Neufundland ablassen und den Europäern mehr zugestehen, hie es. Ungeachtet dessen wiederholte ein kanadischer Fischereiexperte auf einer Pressekonfernz in Bonn die Vorwürfe gegen die für die EU vor Neufundland fischenden Spanier und Portugiesen.
Am Vortag hatte die zuständige EU Kommissarin Emma Bonino Gesprächsbereitschaft gezeigt, allerdings nur unter der Bedingung, Kapitän, Mannschaft und Schiff würden zuvor freigelassen. Energisch dementierte die Kommission Presseberichte, nach denen die Kommissarin den Kanadiern zur Freilassung des Trawlers ein Ultimatum bis Mittwoch früh gestellt hatte.
Wie der spanische Rundfunk zuvor berichtet hatte, können Kapitän und Besatzung der "Estai" die Heimreise antreten, das Boot liege jedoch nach wie vor fest. Die Gerichtsverhandlung über den Zwischenfall sei für den 20. April im neufundländischen SaintJohn's angesetzt. Die Mannschaft wolle zunächst aber erst nach Montreal fliegen und dort bis Freitag abwarten, ob sie ihr Schiff zurückbekommt, hie es in Madrid.
Bei den inoffiziellen Kontakten in Brüssel hätten die Kanadier nach Aussagen von Diplomaten zu erkennen gegeben, auf einen Teil ihres Anteils an den Fangmenge zu verzichten und der EU abzutreten.
Dabei könnte der EU Anteil auf 42 Prozent der Quote angehoben werden. Die Obergrenze war von der zuständigen Nordwest Atlantik Fischereiorganisation (NAFO) erstmals für 1995 zum Schutz des schwindenden Heilbutt Bestands vor Neufundland vereinbart worden. Die Aufteilung dieser Menge erkennt die EU jedoch nicht an.
Nach spanischen Angaben hatte sich die Reederei der im neufundländischen Hafen Saint John's festgehaltenen "Estai" noch nicht entschieden, die von den kanadischen Behörden verlangte Kaution in Höhe von einer halben Million kanadischer Dollar zu zahlen.
In Bonn wiederholte Earl Wiseman, Experte der kanadischen Fischereibehörde, die Vorwürfe seines Landes: Die Ladung des spanischen Trawlers beweise, da es rechtmä ig gewesen sei, das Schiff au erhalb der 200 Meilen Zone auf Hoher See aufzubringen und in Kanada festzusetzen. Denn an Bord der "Estai" habe sich nicht ein fortpflanzungsfähiger Heilbutt, sondern ausschlie lich Jungfisch befunden, sagte er.
Die Union lä t dieses Argument hingegen nicht gelten. Sie befolge strikt die ma geblichen NAFO Regeln, und darin gebe es keine Ma gaben über Fischgrö en, so Brüssel. Zudem sei die "Estai" im Dezember zweimal von den Kanadiern überprüft worden. Dabei sei die ihr die Einhaltung der vorgeschriebenen Netzgrö e bestätigt worden.