DPA 17/3/1995
Brüssel/Madrid Die Verhandlungen der Europäischen Union und Kanada zur Lösung des Fischerei Streits sind bereits nach einem Tag festgefahren. Die Kanadier weigerten sich am Freitag, an der für kommenden Mittwoch nach Brüssel zusammengerufenen Krisensitzung der Nordwest Atlantik Fischerei Organisation (NAFO) teilzunehmen. Die bilateralen Gespräche sollten eigentlich das NAFO Treffen vorbereiten, das unter anderem über eine Neu Festsetzung der Fang Quoten entscheiden sollte.
Die offizielle kanadische Delegation flog am Freitag zur Bericht Erstattung nach Ottawa zurück. In Brüssel liefen die Kontakte lediglich auf Experten Ebene weiter. Ein EU Sprecher bezeichnete das Verhalten der Kanadier als unannehmbar. Es sei noch unklar, ob das NAFO Treffen auch ohne Kanada stattfinden werde.
Der Sprecher sagte ferner, die Kanadier hätten der EU keinerlei Beweise für illegales Fischen durch den aufgebrachten und erst nach Zahlung einer Kaution freigelassenen spanisches Trawlers "Estai" vorgelegt. "Wir haben keine Beweise, da die kanadischen Vorwürfe wahr sind," sagte er.
In einem für die "Financial Times" geschriebenen Artikel präzisierte der kanadische Fischerei Minister Brian Tobin am Freitag noch einmal die Anschuldigungen gegen die Besatzung der "Estai".
Bei der überwiegenden Menge des an Bord gefundenen Heilbutts habe es sich um Jungfische gehandelt. Fast 80 Prozent der Fische seien kürzer als 38 Zentimeter gewesen. Der Heilbutt müsse aber bis zum fortpflanzungsfähigen Alter zwischen 60 und 70 Zentimeter lang sei.
Die Spanier hätten widerrechtlich engmaschige Netze benutzt. Kanada ginge es vor allem um eine Erhaltung der Fischbestände.
Die Europäische Kommission sicherte am Freitag zu, da sie die
"Estai" bei ihrer Rückkehr nach Europa noch einmal von EU Inspekteuren überprüfen lassen werde. Sie stimme mit den Kanadiern in der Notwendigkeit besserer Kontrollen überein. Brüssel sei bereit, sich an der Entwicklung eines Statelliten Beobachtungssystems zu beteiligen. In der Zwischenzeit könnten NAFO Inspekteure an Bord der Trawler akzeptiert werden.
Die spanische Fischfangflotte hat sich inzwischen vor der kanadischen Küste an den Rand der umstrittenen Fischgründe zurückgezogen, berichtete das staatliche spanische Fernsehen. Die 19 spanischen Trawler hielten sich rund 400 Seemeilen (720 Kilometer) vom Festland entfernt auf. Einer der Kapitäne berichtete, kanadische Patrouillen Boote hätten die spanischen Fangschiffe umkreist und sie mit Scheinwerfern geblendet.