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Notizie Tibet
Maffezzoli Giulietta - 3 dicembre 1995
DOPPELTE WIEDERGEBURT EINES BUDDHAS (DS)
[This is an article in the newspaper Der Standard (Vienna, Austria)]

Published by World Tibet Network News - Sunday, December 03, 1995

samstag/sonntag, 2./3. dezember 1995 - der standard online - seite 1

PANTSCHEN-LAMA

Eric Frey

Wenn Steven Spielberg und George Lucas ein Drehbuch f|r ihren ndchsten Indiana-Jones-Film suchen, bietet sich im verwunschenen Himalaya-Land Tibet ein ideales Sujet an. Dort wird ein tapferes Volk tiefgldubiger Menschen von seinen bvsen Nachbarn seit Jahrzehnten unterdr|ckt. Ihr Oberhaupt, der Dalai-Lama, kdmpft aus dem Exil heraus f|r die Freiheit.

Sein Stellvertreter, der Pantschen-Lama, ist im Land geblieben und hat sich mit den Machthabern arrangiert. Als er |berraschend stirbt, machen sich die Mvnche eines geheimnisvollen Klosters auf die Suche nach dem Nachfolger - der Wiedergeburt des Buddha Amitabha, einer 2500 Jahre alten buddhistischen Gottheit.

Die Mvnche und ihr Abt gehorchten bis dahin den fremden Machthabern, doch jetzt schlagen sie sich auf die Seite der Rebellen. In einem sechs Jahre alten Hirtensohn, der kurz nach dem Tod des Pantschen-Lama auf die Welt kam, erkennen sie dank wundersamer Zeichen den Nachfolger. Sie teilen seinen Namen |ber geheime Kandle dem Dalai-Lama mit. Dieser ernennt das heilige Kind zu seinem Stellvertreter, der im religivsen Sinn aber noch |ber ihm steht.

Die |berrumpelten Machthaber sind w|tend. Sie verschleppen den Buben und seine Familie in ihre Hauptstadt Peking, verhaften den verrdterischen Abt mit 48 seiner Mvnche und ernennen in einer prunkvollen religivsen Zeremonie - dem "Ritus der goldene Urne" - einen gleichaltrigen Rivalen zum Gegen-Pantschen-Lama.

In Hollywood wdre nun der Auftritt des Helden fdllig, der sich nach Peking durchschldgt, den echten Pantschen-Lama befreit und ihn in die Heimat zur|ckbringt, wo er den Rivalen vertreibt und einen Aufstand auslvst.

Doch Tibets Wirklichkeit sieht anders aus, und so ist zu erwarten, da_ der von Peking ausgesuchte Gyaincain Norbu und nicht der Favorit des Dalai-Lama, Gedhun Chvkyi Nyima, als 11.Pantschen-Lama in die Geschichte eingehen wird. Ob die Tibeter ihn je als religivse Autoritdt anerkennen werden, wird von Beobachtern hingegen bezweifelt. Auf jeden Fall bestdtigt die Tatsache, da_ der Machtkampf in Tibet mit sechsjdhrigen Buben und wundersamen Zeichen gef|hrt wird, die ungebrochene Kraft des tibetanischen Buddhismus sowie alle westlichen Klischees |ber das Shangri-La am Dach der Welt.

Die Einmischung Pekings hat eine lange Tradition: Seit der Ernennung des ersten Pantschen-Lamas 1645 hat der chinesische Kaiserhof immer wieder versucht, in diesem Amt einen willfdhrigen Gegenspieler gegen den Dalai-Lama zu haben. Wenn der Dalai-Lama stirbt, darf der Pantschen-Lama den Nachfolger aussuchen. Kein Wunder, da_ Marxens chinesische J|nger bereit sind, diesen Hokuspokus mitzumachen.

 
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