- Herr Delors, Sie sprachen am Ende Ihrer Ausführungen davon, da 3 % Wachstum die Beschäftigung um 1 % anwachsen lä t. Dies ist eine eher klassisch konservative Annahme, und ich möchte Ihnen jetzt eine Frage zum politischen Management Ihrer Vorstellungen stellen. Laufen wir nicht Gefahr, da die Regierungen der Mitgliedstaaten einerseits eine Art Rosinenpickerei aus ihrem Programm betreiben - d.h., da sie die Modernisierungsschübe, die sie für die Gemeinschaft vorschlagen, sehr wohl in Anspruch nehmen -, da sie andererseits aber ihrer Verpflichtung nicht gerecht werden, nämlich eine aktive Beschäftigungspolitik zu betreiben? Dies war das Dilemma des letzten Jahrzehnts. Wir haben es erlebt und hier schon oft darüber diskutiert.

Nachdem Sie die Befürchtungen der Gewerkschaften erwähnt haben, frage ich Sie: Wie könnte es Ihrer Meinung nach gelingen, in Essen und in der Zeit danach ein Instrumentarium aufzustellen, damit die Ziele, die Sie benennen und die ich voll teile, auch wirklich umgesetzt werden können? Wie wollen Sie durchsetzen, da renitente Regierungen endlich damit beginnen, eine aktive Beschäftigungspolitik in Gang zu setzen? Wie wollen Sie erreichen, da auch die Gewerkschaften mitziehen und ihre Ängste überwinden, denn das bedarf ja wohl einiger Garantien?