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Junker Karin - 28 settembre 1994
MEP*MPE - Junker (PSE)

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei allem, was an Positivem in Kairo erarbeitet wurde, bleibt doch festzuhalten, da diese Konferenz einmal mehr überschattet war von ideologischem Eiferertum aus fundamentalistischen Lagern unterschiedlicher Couleur. Jeder Fundamentalismus, sei er islamisch, christlich, jüdisch, politisch oder sonstwie begründet, hat menschenverachtende Züge, und frauenverachtende Züge allemal. Fundamentalismus, Rassismus und Sexismus haben dieselben Wurzeln. Daher mu es das Bestreben aller demokratisch und weltoffen gesinnten Kräfte sein, dem Fundamentalismus den Boden zu entziehen.

Die Auseinandersetzung um die Frage der Abtreibung hat die Themenstellung der Konferenz über weite Strecken unzulässig verengt und der Formulierung entwicklungspolitischer Zielsetzungen Raum genommen.

Zwei Dinge sind hier als Schlu folgerung festzuhalten. Abtreibung ist selbstverständlich kein wohlfeiles Mittel der Geburtenplanung. Familienplanungsprogramme, die auf das gie kannenartige Verteilen von Verhütungsmitteln setzen, sind jedoch ebenfalls zum Scheitern verurteilt. Ein Schwangerschaftsabbruch kann für eine verantwortlich empfindende Frau immer nur dann in Betracht kommen, wenn sie keinen anderen Ausweg aus einer Konfliktsituation sieht. Wenn dies aber so ist, mu einer Frau das Recht auf eine legale, freie, nicht von Strafe bedrohte Entscheidung zugestanden werden, und sie mu die Möglichkeit eines medizinisch einwandfreien Eingriffs erhalten. Das Ausma an Demütigungen und gesundheitlicher Gefährdung, dem Frauen weltweit ausgesetzt sind, ist unerträglich. Hier Abhilfe zu schaffen, ist eine Frage der Humanität.

Die beste Bevölkerungspolitik besteht in der Bekämpfung der Armut und in einem Beitrag zur Entwicklung, die Frauen eine eigenständige ökonomische Perspektive ermöglicht. Frauen, die eine zufriedenstellende Lebensperspektive vor Augen haben, sind auch motiviert, ihre Lebensumstände zu planen. Das fängt bei der Grundbildung an, aber es hört noch lange nicht dort auf. Mädchen, die in den Entwicklungsländern eine Schule besucht haben, heiraten zum Beispiel fünf Jahre später als ihre Schwestern ohne Bildungsmöglichkeiten. Sie bekommen vier Jahre später ihr erstes Kind, und sie bekommen durchschnittlich insgesamt drei Kinder weniger. Ein Vergleich der Geburtenrate in den verschiedenen Regionen der Welt belegt eindrucksvoll, da sich etwa in den boomenden Regionen Südostasiens die Geburtenzahlen europäischen Werten annähern. In Hongkong liegen sie zur Zeit etwa bei 1,7, hier in Europa liegt der Durchschnitt bei etwa 1,5.

Wer eine ähnliche Bevölkerungsentwicklung in anderen Teilen der Welt erreichen will, vor allem in Afrika, mu sich für folgendes einsetzen: Stärkung der Rolle der Frau durch breite Bildungsbeteiligung, vor allem auch im Bereich der Grundbildung und durch Ermöglichung einer dauerhaften, eigenständigen ökonomischen Perspektive in Verbindung mit Bekämpfung der Armut; Ausbau des Beratungs- und Gesundheitswesens. Aber das setzt die Bereitschaft der Länder des Nordens voraus, allen genannten Ländern der sogenannten Dritten Welt zu einer nachhaltigen Entwicklung zu verhelfen, statt sie in paternalistischer Abhängigkeit zu halten. Das setzt natürlich auch viel guten Willen der Länder unserer Europäischen Union voraus, und daran allerdings sind einige Zweifel erlaubt, denn das Beispiel Deutschlands, das inzwischen 0,33 % des Bruttosozialproduktes für Entwicklungshilfe aufwendet, ist meines Erachtens nicht der richtige Weg nach vorn. Hier mu Abhilfe geschaffen werden!

 
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