Frau Präsidentin, Herr Kommissar! Im Zusammenhang mit dem Transport von Tieren gibt es in der letzten Zeit immer wieder gro e Schlagzeilen. Das ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, da es dem Rat bisher trotz des neuen Kommissionsvorschlags nicht gelungen ist, die Richtlinie 91/628 abzuändern. Wer vom Rat ist denn eigentlich dafür und wer ist dagegen, da hier endlich eine vernünftige Regelung auf den Weg gebracht wird?
(Beifall)
Das Europäische Parlament hat vorgeschlagen, für den Tiertransport sehr genaue Gemeinschaftsbestimmungen einzuführen, und zwar über die Höchstdauer, über die Transportbedingungen, über die Fütterung usw. Ich möchte dazu nur anmerken, da auch ein kurzer Transport unter acht Stunden genauso tierquälerisch sein kann wie ein Transport von über zwanzig Stunden. Dies sollte man hier einmal festhalten. Die Tierquälerei durch überlange Tiertransporte mu auf jeden Fall ein Ende haben! Ein dichtes Netz von Schlachthöfen in der europäsichen Union ist ja vorhanden, um die Transportzeiten auf ein Minimum zu begrenzen.
Ich spreche als Tierarzt und Amtstierarzt, und ich weise besonders darauf hin, da den kleinen Schlachtbetrieben und selbstschlachtenden Fleischereien grö tmögliche Unterstützung zu gewähren ist. Nur durch die Einbeziehung dieser Betriebe können Transportwege verkürzt werden. Nachzudenken ist auf jeden Fall über Beihilfen zur Umrüstung der Viehtransportfahrzeuge auf eine einheitliche Ausstattung, ebenso wie über Abzüge, wie Sie es schon betont haben, wenn die Tiertransporte nicht vernünftig und artgerecht durchgeführt werden. Neben diesen rein technischen Ma nahmen sehen wir einen riesigen Nachholbedarf bei der konsequenten Kontrolle der Tiertransporte, und zwar während des Transports, an der Versorgungsstelle und am Endpunkt.
Die Aufstockung der Veterinärkontrollen bleibt ein Gebot der Stunde. Die beste Untersuchung der Tiere durch den zuständigen Amtstiersarzt in Deutschland und die Überwachung des Verladens nützt nämlich nichts, wenn die Kontrolle, besonders in Drittstaaten, nicht konsequent durchgeführt wird. Ich wei , wie liederlich Versorgungeinrichtungen betrieben werden und da die Tiere dort nicht entladen, getränkt und gefüttert werden.
Ein weiterer Schwerpunkt, der immer wieder zu Reglementierungen beim Tiertransport führt, ist die mangelhafte Ausbildung der Fahrer und des Begleitpersonals bei langen Transporten, und hier besonders in die südlichen und südosteuropäischen Länder. Meiner Meinung nach ist hierzu ein Sachkundigkeitsnachweis oder ein Zuverlässigkeitsnachweis bzw. eine Ausbildung dieser Leute erforderlich, die auch durch ein Zertifikat dokumentiert wird, damit wir wissen, da diese Leute überhaupt fähig sind, Tiere zu transportieren.
Warum werden hochwertige Zuchttiere unter Bedingungen transportiert, die teilweise für den Menschen als komfortabel gelten könnten, und Schlachttiere häufig wie Abfall? Über Kriterien für einen tierschutzgerechten Tiertransport wurde hier ja im Grunde genommen schon alles gesagt. Tiertransporte wird es und mu es auch weiterhin in der Gemeinschaft geben, wobei natürlich dem Tierkörpertransport, also dem Transport des geschlachteten Tieres, der Vorzug gegeben werden mü te.
Der Mensch, der seine ethische Verpflichtung für die Tiere nicht nur durch Lippenbekenntnisse kundtun will, mu gewillt sein, durch praktische Arbeit etwas zu leisten.