Frau Präsidentin, maritime Sicherheit darf sich nicht nur auf technische und juristische Aspekte beschränken. Ein gro er Schwerpunkt europäischer Aktivitäten sollte sich auf Umwelt- und soziale Aspekte konzentrieren. Ich habe gehört, da es Bestrebungen gibt, die Arbeitszeit für Seeleute auf Fähren z.B. auf maximal 18 Stunden mit einer garantierten Ruhezeit von "nur" 6 Stunden festzuschreiben. Kommen Sie selbst regelmä ig mit nur 5-6 Stunden bei härtester Arbeit aus? Es gibt zwar eine ILO-Richtlinie, die dies untersagt, doch wir haben auch bei der Hafenstaatkontrolle gesehen, da viele dieser internationalen Konventionen einfach nicht von allen ratifiziert werden, d.h., sie kommen gar nicht erst zur Anwendung. Hier haben wir meines Erachtens nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Pflicht, einen europäischen Alleingang zu starten und ein Vorbild abzugeben.
Auf dem letzten Maritimen Industrieforum im Juni 1994 in Rotterdam wurde von den Gewerkschaftsvertretern vorgeschlagen, eine zusätzliche Arbeitsgruppe einzusetzen, die sich mit sozialen und Umweltfragen beschäftigt, nämlich das Panel Humanressourcen. Dort sollen Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf hohem Niveau nach neuen Lösungen suchen. Dies scheint mir ein sehr vielversprechender Ansatz. Wir dürfen nicht immer nur auf das Geld schauen. Bei der Diskussion um Tankerunfälle haben findige Schiffbauer ausgerechnet, da eine Erhöhung des Benzinpreises um 1 Pfennig schon ausreichen würde, um sichere Schiffe zu finanzieren. Lassen Sie uns doch für den Personen- und Frachtverkehr, d.h. für die Schiffahrt eine ähnliche Lösung suchen. Nur mu sichergestellt sein, da eine entsprechende Kostenumlage auch dort ankommt, wo sie hingehört.
Ein weiteres Anliegen, das ich schon lange verfolge, ist die Einrichtung der Europäischen Umweltküstenwache. Diese würde als Konzept ein Netzwerk von bestehenden Einrichtungen der Vorsorge und von Einsatzstellen vorsehen, die unter einem organisierten Dach zusammengefa t werden.