B4-0105 und 0155/94
Entschlie ung zu den Massakern an den Tuareg durch die malische Armee
Das Europäische Parlament,
-unter Hinweis auf seine Entschlie ungen zur Lage der Tuareg;
A.zutiefst schockiert angesichts der alarmierenden Nachrichten über das neue Massaker an den Tuareg durch die malische Armee in dem Gebiet von Houardi, wo mehrere Stämme der Tuareg und der Araber friedlich als Nomaden leben,
B.in der Erwägung, da diese Massaker dazu geführt haben, da erneut Zehntausende von Mauren- und Tuareg-Flüchtlingen, die völlig mittellos und in sehr schlechtem Gesundheitszustand sind, in die Lager der Nachbarstaaten, hauptsächlich Mauretanien, Burkina Faso und Algerien, strömen,
C.in der Erwägung, da ein erheblicher Teil der Mauren und Tuareg, die nicht bis in die Flüchtlingslager gelangen, von Hungersnot und Epidemien bedroht ist,
D.unter Hinweis darauf, da diese Nomaden vor der Kolonisierung ungehindert in einem Gebiet von 2 Millionen Quadratkilometern lebten und umherzogen, das sich von Azaouad (in Mali) bis zu den Grenzen von Fezzan (in Libyen) über die Sahara und den äu ersten Norden der Sahelzone erstreckte,
E.unter Hinweis darauf, da die Kolonisatoren, die die traditionelle Organisation der Blauen Männer in Bündnisse ohne Grenzen verachteten, diesen Raum künstlich in Stücke zerteilt haben, die Anfang der 60er Jahre bei der Unabhängigkeit in fünf verschiedene Staaten integriert wurden: Niger, Mali, Libyen, Algerien und Burkina Faso, eine Aufteilung, die für die meisten der derzeitigen Probleme der Tuareg-Gemeinschaft ursächlich ist, sei es auf sozio-ökonomischer oder politischer Ebene, denn ihr Umherziehen wird heute durch die Existenz von Grenzen und rigider Verwaltungsvorschriften behindert,
F.in der Erwägung, da heute in Mali die Lage der Tuareg am schlimmsten ist: in der Tat sind die Massaker im Mai dieses Jahres und seit dem 7. September 1994 erneut aufgeflammt, eine Kompanie der Regierungstruppen, die sogenannten "bérets rouges", hat die Lager in dem Gebiet von Houardi systematisch durchgekämmt, und die ersten Überlebenden berichten von Hunderten von Toten, überwiegend Frauen und Kinder,
1.verurteilt nachdrücklich diese Massaker und fordert, da eine internationale Untersuchungskommission eingesetzt wird, um diese Übergriffe aufzuklären, und da die Täter dafür bestraft werden;
2.fordert die internationale Gemeinschaft erneut auf, bei den Behörden Malis vorstellig zu werden, damit die Massaker unterbunden werden;
3.fordert die internationale Gemeinschaft auf, von den Behörden Malis die Einsetzung einer unabhängigen internationalen Untersuchungskommission über die Massaker der letzten fünf Monate (Mai, Juni, Juli, August und September 1994) zu verlangen;
4.fordert die Regierung Malis auf, den Dialog mit den Vertretern der Tuareg und der Mauren wiederaufzunehmen, um eine friedliche und demokratische Lösung zu finden;
5.begrü t die laufenden Verhandlungen zwischen der Tuareg-Widerstandsbewegung und der nigerianischen Regierung und verfolgt aufmerksam deren Verlauf;
6.fordert die Kommission auf, der betroffenen Bevölkerung so rasch wie möglich humanitäre Hilfe zukommen zu lassen;
7.fordert, da die Tuareg und Mauren in den von der Kommission finanzierten Entwicklungsvorhaben berücksichtigt werden, wobei auch die hohe Analphabetenrate, insbesondere bei den Kindern, beachtet werden mu ;
8.beauftragt seinen Präsidenten, diese Entschlie ung dem Rat, der Kommission, der Regierung Malis, dem Generalsekretär der Vereinten Nationen und dem Generalsekretär der OAU zu übermitteln.