B4-0426/95
Entschlie ung zur Verschlechterung der Lage in Irak
Das Europäische Parlament,
A.schockiert über die Explosion einer Bombe auf einem stark besuchten Marktplatz in Sacho im irakischen Kurdistan am 28. Februar, bei der über 70 Menschen getötet und viele verletzt wurden,
B.voller Bedauern über die Kämpfe zwischen Anhängern der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) und der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), die seit Dezember 1994 anhalten,
C.voller Bedauern über die schweren Menschenrechtsverletzungen sowohl durch die DPK als auch durch die PUK und die Islamische Bewegung im irakischen Kurdistan, die sich Amnesty International zufolge in gro er Zahl zugetragen haben,
D.entsetzt über den Bericht des Sonderberichterstatters der UN-Menschenrechtskommission in Irak, der am 15. Februar 1995 veröffentlicht wurde,
E.unter Hinweis darauf, da ungeachtet der Tatsache, da UNO-Beobachter erklärt haben, da keine Kämpfe zwischen Streitkräften des Irak und der PUK stattgefunden haben, sowohl die PUK als auch Bagdad behaupten, die jeweils andere Partei habe eine Offensive gestartet, die zu schweren Kämpfen geführt hat,
1.fordert die DPK und die PUK zur Einstellung des Kampfes auf, durch den die Gefahr, da alle im Nordirak lebenden Kurden zu Untertanen des Regimes Saddam Husseins werden, nur vergrö ert werden kann;
2.fordert die DPK und die PUK auf, künftig auf Terrorakte, Morde, Folterungen von Gefangenen, Gefangenhaltung oder andere Bestrafungen ohne Gerichtsverfahren zu verzichten, und warnt davor, da die Fortsetzung solcher Praktiken zwangsläufig zu Sympathieverlusten für die Sache der irakischen Kurden in der EU und anderen demokratischen Ländern führen wird;
3.verurteilt das irakische Regime für die Einführung eines Systems, in dessen Rahmen der Revolutionäre Kommandorat, der von Saddam Hussein kontrolliert wird, örtlichen Gruppierungen der Arabischen Sozialistischen Baath-Partei und "Volksräten" umfassende Vollmachten im Bereich der Strafverfolgung, Gerichtsverfahren und Bestrafung überträgt;
4.bringt sein Entsetzen darüber zum Ausdruck, da dem Sonderberichterstatter der UNO zufolge am 31. Januar 1995 15.781 unaufgeklärte Fälle registriert waren, in denen Menschen verschwunden sind, darunter über 600 Kuwaitis und andere Ausländer, die zur Zeit der Invasion Kuwaits verschwanden, während Hunderte von Menschen, die verschwunden sind, noch registriert werden müssen;
5.bringt ferner sein Entsetzen darüber zum Ausdruck, da es unter den zahlreichen Dekreten des Revolutionären Kommandorates, in denen die Todesstrafe oder Verstümmelung angeordnet wird, Vorschriften wie z.B. die Verschiebung einer Amputation bei einer schwangeren Frau auf vier Monate nach der Geburt des Kindes auftauchen;
6.bringt ferner sein Entsetzen darüber zum Ausdruck, da Menschen nachweislich zu Tode gefoltert wurden - ihre Leichen wurden manchmal mit ausgestochenen Augen an ihre Familien geschickt -, sowie über die zahlreichen Hinrichtungen und die fortgesetzten Angriffe auf die Araber in den Sumpfgebieten im Südirak sowie die Zerstörung ihres Lebensraums;
7.beauftragt seinen Präsidenten, diese Entschlie ung der Kommission, dem Rat, den Mitgliedern des Sicherheitsrates, der Führung der DPK und der PUK, der UNO-Menschenrechtskommission und Präsident Saddam Hussein zu übermitteln.