von Fernando SavaterZUSAMMENFASSUNG: Fernando Savater, bekannter Herausgeber der spanischen Tageszeitung "El Pais" hat im März 1988 mit einem Artikel, aus dem wir einen Auszug abdrucken, in Spanien die Debatte über die Aufhebung des Drogenverbots ausgelöst.
(Erste Fassung der "Einzelausgabe" für den 35· Parteitag der Radikalen Partei - Budapest 22. - 26. April 1989)
Nehmen wir das Beispiel Kolumbiens, dessen staatliche Ordnung fast zerstört ist durch das kolossale Gangsterwesen der Drogenhändler, durch die Ermordung von bedeutenden Politikern, Richtern und Staatsanwälten, durch die allgemeine Korruption und so weiter. Wie kann man diese Situation ändern ? Der gesunde Menschenverstand sagt ohne den Schatten eines Zweifels: indem man die Händler immer mehr verfolgt. Auch wenn bisher diese Politik nur dazu geführt hat, da die Preise des Produkts ansteigen, die Kriminalität sich vervielfacht und eine besondere Variante des Terrorismus geschaffen hat, so müssen doch trotzdem die positiven Ergebnisse nah sein, man mu nur genau hinschauen. Einige Unbesonnene erinnern daran, da in den 70-er Jahren die kolumbianische Mafia ihre ganze Kraft in den Anbau von Marihuana steckten - die berühmte Marta Gold zum Beispiel - bis eine liberale Gesetzgebung einen Weg zum Eigenanbau in Kalifornien wies, und von einem Tag auf den anderen hörte dieser Drogenhandel auf.
Diese Unruhestifter mit ihrem so guten Gedächtnis wagen es doch zu glauben, da an dem Tag, an dem in den Rocky Mountains oder auf irgendeinem anderen Stück Ackerland in den USA legal Coca angebaut werden kann, die Kokain-Mafia, die Kolumbien zerstört, verschwinden wird. Man sieht hier sehr wohl, zu welchen Schlu folgerungen man kommt, wenn einem die rechte Verbotsmoral abhanden gekommen ist.
Sicher ist, da die Droge tötet; und als erstes bleiben der gesunde Menschenverstand und der Gemeinsinn auf der Strecke. Dank dieser beiden Verbrechen hält man an der Prohibition fest und bereichert den Drogenhandel.