ZUSAMMENFASSUNG: Das "Loch" in der Ozonschicht kündigt eine Katastrophe für den ganzen Planeten an. Alle politischen Kräfte sind sich dessen bewu t, aber niemand scheint in der Lage zu sein, sich der Chemie-Lobby, die die Atmosphäre zerstört, zu widersetzen. Im Rahmen der Europa-Wahlen im Juni 1989 fordert die Radikale Partei eindeutige Verpflichtungen von seiten der Parteien.
(Erste Fassung der "Einzelausgabe" für den 35· Parteitag der Radikalen Partei - Budapest 22. - 26. April 1989)
Wir haben das Jahr 2040. New York, Hamburg, Hongkong, London, Kairo, Kopenhagen und Rom sind vom Wasser bedeckt. Seitdem das Eis der Arktis und Antarktis immer schneller schmilzt, hat das Meer Dänemark, Holland, Belgien und Bangladesh überflutet. In den gemä igten Klimazonen herrscht ein subtropisches Klima, in den Voralpen wachsen Pinien und Zypressen; südlicher, in Spanien, Griechenland, Kalifornien herrscht Sahelklima. Science Fiction ? Nein, nur ein mögliches Szenarium der Zukunft, mit festem wissenschaftlichem Fundament. Es handelt sich um den sogenannten "Treibhauseffekt", der durch die fortgesetzte Reduktion der Ozonschicht entsteht, die die wichtige Funktion hat, die Erde vor dem Hauptteil der ultravioletten Strahlen zu schützen, die aus dem Weltall kommen, hauptsächlich von der Sonne. Inzwischen ist ziemlich sicher, da die zunehmende Verdünnung der Ozonschicht durch in die Atmosphäre eindringende menschliche Produkte verursacht wird, besonders durch die Fluorchlorkohlenwasserstoffe, die als Treibga
s in den Spraydosen (25 % des Weltverbrauchs), bei der Herstellung von Plastikschaumstoffen (25 %), als Kühlmittel in Eisschränken und Klimaanlagen (30 %) und als Lösungsmittel in der chemischen Industrie (20 %) zur Anwendung kommen. Für die Politiker besteht diese Bedrohung jedoch nicht, vielmehr verhalten sich die Regierungen, allen voran die europäischen, wie der Vogel Strau , stecken den Kopf in den Sand, um ja nichts zu sehen und das Problem wegzuschieben. Es reicht schon die Opposition der Industrien aus, die Fluorchlorkohlenwasserstoffe herstellen oder benutzen, damit jede wirksame und schnelle Entscheidung verhindert wird. In Wien, mit dem Abkommen vom März 1985, und in Montreal, in dem Protokoll vom September 1987, werden völlig unangemessene Ma nahmen festgelegt, die nicht nur die völlige Abschaffung und Ersatz der Substanzen, die das Ozonloch verursachen, auf das Jahr 1999 verschieben, sondern vielmehr für diesen Zeitpunkt nur deren Reduktion auf 50 % des bisherigen Volumens vorsehen. Schon das Ve
rbot der Herstellung und des Vertriebs der Spraydosen mit FCKW- Treibgasen (die sowieso nur ein Viertel des Weltverbrauchs ausmachen), und das ohne wirtschaftliche Schwierigkeiten in Kanada, den USA und Schweden verfügt wurde, scheint für viele europäische Regierungen übertrieben zu sein. Aber der grö te Irrwitz ist die Haltung der Mehrheit der europäischen politischen Parteien, die zwar in Reden und in ihren Sitzungen die Notwendigkeit drastischer Ma nahmen gegen den Abbau unserer Atmosphäre betonen, auf Regierungsebene aber dann unfähig sind, dem Druck der Treibgashersteller und deren Lobby standzuhalten. Dieser Flucht und Unverantwortlichkeit der Regierenden und Parteien hat die Radikale Partei eine Informations- und Anklagekampagne mit drei klaren Zielen entgegengesetzt: 1) Produktions- und Vertriebsverbot für Spraydosen mit FCKW-haltigem Treibgas innerhalb der EG; 2) Einberufung einer neuen internationalen Konferenz, unter Beteiligung der Sowjetunion und der Länder der Dritten Welt, mit dem Ziel verbind
licher Ma nahmen zur Reduzierung des Weltverbrauchs und der -produktion auf 50 % innerhalb von zwei Jahren nach Unterzeichnung der Vereinbarung sowie ein totales Verbot nach weiteren zwei Jahren; 3) Finanzierung eines Forschungsprogramms zur Realisierung von Ersatzprodukten bis 1989 durch die EG-Länder. Die Radikale Partei fordert alle europäischen politischen Kräfte auf, sich vor den Europaparlamentswahlen 1989 zu diesen klar definierten Zielen zu äu ern, denn dieses Thema erlaubt nur eindeutige Antworten und Taten, und es reicht nicht aus, lediglich seine Besorgnis über das Loch in der Ozonschicht kundzutun. Die Radikale Partei bittet die europäischen Wähler, nur den Parteien ihre Stimme zu geben, die sich in aller Öffentlichkeit verpflichtet haben, in Bezug auf dieses Problem ebenso wie in Bezug auf andere strategisch wichtige Entwicklungsprobleme der europäischen Gesellschaft alles für die Zivilisation und den wirklichen Fortschritt zu tun.