ZUSAMMENFASSUNG: Es gibt auf unserer Welt kein einziges gro es Problem, das mit national begrenzten politischen Strategien und Methoden gelöst werden kann. Für die Wiederaneignung des Rechtes auf politisches Handeln, des Rechtes, die gro en Bedrohungen für die Umwelt und die Sicherheit, das Leben und die Demokratie wirklich bekämpfen und abwenden zu können, für die Errichtung einer neuen Ordnung in Frieden und Fortschritt, für die Durchsetzung neuer Gesetze, die von allen anerkannt und beachtet werden können, für diese Ziele brauchen wir einen neuen politischen Willen und ein neues Instrument, um diesen Willen zu organisieren: die transnationale Partei. Dies ist die Herausforderung, die von der radikalen Partei ausgeht: Sie will eine transnationale politische Kraft schaffen, in der die Bürger verschiedener Länder sich vereinigen und organisieren können, die beschlossen haben, mit der Kraft der Gewaltlosigkeit dafür zu kämpfen, da ihr Wissen und ihre Ideale zu Gesetzen und zu internationalem Recht werden. Di
ese Partei will mit den nationalen Parteien nicht konkurrieren, sie nimmt an den Wahlkämpfen nicht teil und wendet sich an alle, ob Liberale oder Sozialisten, ob Ökologen oder Föderalisten, Kommunisten oder Christen, die mitmachen wollen bei dem vernünftigen Wahnsinn, Widerstand zu üben gegen die wahnsinnige Vernunft der Herren des Krieges und des Hungers, gegen die schrecklichen Illusionen der nationalistischen und integralistischen Politik. Alle diese Menschen werden eine laizistische, kene ideologische Partei finden, eine Partei, der man jährlich auf der Grundlage eines bestimmten Projektes beitritt: Für das Jahr 1991 verpflichtet sich die radikale Partei, so viele Abgeordnete wie möglich aus den Parlamenten West- und Osteuropas, und im Laufe der Zeit dann über Europa hinaus, für eine Teilnahme an spezifischen und gemeinsamen Initiativen zu interessieren. Dabei verfolgt sie das ehrgeizige Ziel, eine transnationale politische Lobby für das Leben und für das Recht zu schaffen, ie stark genug ist, sich mit
der internationalen Lobby der Händler mit Krieg und Tod auseinanderzusetzen und ihr zu widerstehen. Es soll ein politisches Netz geschaffen werden, das imstande ist, gleichzeitig in so vielen Ländern und Parlamenten wie möglich ökologische und antimilitaristische, antitotalitäre und föderalistische, antiprohibitionistische und demokratische Initiativen und Kämpfe zu bestreiten. Dieses abenteuerliche Unternehmen erfordert natürlich au ergewöhnliche menschliche und fnanzielle Ressourcen: tausende Frauen und Männer können ihm Form, Kraft und eine Geschichte geben, sie können mit ihrem Beitritt die Pioniere einer neuen politischen Front, die Schöpfer eines neuen Gesellschaftsvertrages werden.
(Die Partei Neu, No.1, Juni 1991)
Die Entscheidung der Radikalen Partei, sich als transnationale Partei neu zu organisieren, wurde in der tiefen Überzeugung getroffen, da die gro en Probleme unseres Zeitalters von globalen, die nationalen Grenzen der Einzelstaaten überschreitendem Ausma sind; und deshalb können sie auch nicht im Alleingang, weder durch einzelstaatliche Gesetze noch mit einzelstaatlichen Finanzmitteln oder Kompetenzen angegangen oder auch nur verwaltet werden.
DIE TRENNUNG VON WISSENSCHAFT UND POLITIK
Ob es sich um Wirtschaft, Frieden oder Krieg handelt, um das Ozonloch oder den Treibhauseffekt, die Vernichtung der gro en Waldgebiete, das unaufhörliche Voranschreiten der Wüstengebiete oder um die Meeres- und Luftverschmutzung. ob es um die Menschenrechte geht, die dem grö ten Teil der Menschheit verweigert werden oder um das Recht auf Leben, das den Millionen und Abermillionen Menschen aberkannt wird, die jedes Jahr an Unterernährung und Mangelkrankheiten sterben, und das den hunderten Mllionen aberkannt wird, die in Hunger und Elend leben müssen. Oder ob es sich um die Landflucht und die damit verbundene Verslumung der Riesenmetropolen in Asien, Afrika und Lateinamerika geht, wo man nicht wei , wie die Kinder von 10 bis 13 oder 14 Jahren überleben sollen, die sich in mörderischen Todesschwadronen organisieren, um sich zu schützen und die töten und getötet werden. Oder ob sich um die immer mehr anwachsende Einwanderungswelle derer handelt, die aus Mangel an Nahrung und Arbeit as ihren Heimatländern v
ertrieben, ihr Glück in Europa und Nordamerika suchen. Es geht aber auch um die geographisch begrenzten kriegerischen Auseinandersetzungen, die durch den Export von hochentwickelten Waffen von seiten der Industrieländer immer wieder angefacht werden; und in den reichen und hochentwickelten Ländern selber geht es um das sich immer mehr ausbreitende Drogenproblem und die damit verbundene Kriminalität. Das alles zeigt deutlich, da die bestehenden Rechtsordnungen, die aktuell Politik und die zur Zeit bestehenden Institutionen und Organe diesen Problemen gegenüber ohnmächtig sind und dieselben nicht in den Griff bekommen können. So scheint es, als schaue die ganze Welt wie gelähmt dem Anwachsen dieser Probleme zu, die doch zu einer Katastrophe für die ganze Menschheit führen können.
Die Massen werden sich dieser Probleme immer mehr bewu t. Das allgemeine Wissen um deren Ausma e, deren Anwachsen und der darin liegenden Gefahren wächst. Und auch ist vielen klar, da es Mittel und Wege gibt, diese Probleme anzugehen, sie im Interesse der Menschheit zu meistern; denn in unserem Zeitalter wurden in weniger als einem Jahrhundert mehr wissenschaftliche Erkenntnisse angehäuft als in der gesamten Menschheitsgeschichte, und dochwurde in dieser unserer Epoche die Trennung von Wissen ud Macht, von Wissenschaft und politischen Handeln vollzogen.
DAS RECHT AUF POLITIK MUSS ZURÜCKEROBERT WERDEN
Also ist es ein Problem des politischen Willens, doch nicht nur das. Denn auch wenn der Wille zur Politik sich durchsetzen würde, käme er in Konflikt mit der Schwerfälligkeit der internationalen Verfahrensweisen, mit der Zersplitterung der einzelstaatlichen Kompetenzen, mit den unterschiedlichen Positionen der Beteiligten, mit den Widerständen der dahinter stehenden Einzelinteressen, die sich dieser Schwierigkeiten bedienen und daraus ihre Stärke gewinnen.
Eine Politik, wohlverstanden als die Fähigkeit in wirkungsvoller und kreativer Art und Weise die gro en Probleme unserer Zeit anzugehen, ist nicht existent. Also mu heute, in einer Zeit, in der die Polis die ganze Welt umfa t, das Recht auf Politik zurückerobert werden. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es scheint, als kämen die vor hundert Jahren aktuellen Utopien wieder zur Geltung. Und mit derselben Einfachheit gilt es zu betonen: Was notwendig ist, ist auch machbar. Es mu ein neues transnationales und übernationales Recht geschaffen werden, ein Recht, das die Einzel- und Nationalstaaten nicht abschafft, sondern sie überwindet und über sie hinausgeht. Auch auf weltweiter Ebene müssen Wege, Mittel und Techniken gefunden werden, gemeinsam zu handeln, gemeinsam zu entscheiden und die getroffenen Entscheidungen gemeinsam durchzusetzen. Und wir wissen ebenfalls sehr gut, da , wenn dies nicht erreicht wird, es zur sicheren Katastrophe kommen wird, auch wenn wir nicht genau wissen, an welchem Tag das
sein wird.
DIE HERAUSFORDERUNG DER RADIKALEN PARTEI: TRANSNATIONAL UND PARTEIENÜBERGREIFEND
Die Herausforderung, vor die die Radikale Partei alle politischen Kräfte stellt, ist eine Aufgabe, deren Erfüllung unmöglich scheint, die offensichtlich über die Kräfte der Partei zu gehen scheint: eine gewaltlos agierende politische Kraft zu schaffen, die Bürger der verschiedensten Länder vereinigt und organisiert, um gemeinsam für gemeinsame Ziele zu kämpfen, die eigenen politischen Programme und Erkenntnisse in Gesetze und internationales Recht umzusetzen.
Diese Partei versteht sich nicht als Konkurrenz zu den nationalen Parteien der einzelnen Länder. In dieser Partei können alle Mitglied werden, ob Kommunisten, Liberale, Christdemokraten, Sozialisten oder Sozialdemokraten; einzige Bedingung ist, da sie mit den gemachten Vorschlägen und gesetzten Zielen einverstanden sind sowie deren Notwendigkeit und Dringlichkeit erkannt haben. Auch die Umweltschützer, die sich nicht damit zufrieden geben wollen, ihre Erkenntnisse nur öffentlich zu machen, zu gitieren und auf die Probleme aufmerksam zu machen, sondern die Aktionen und Programme zur Lösung der erkannten Probleme umsetzen wollen, finden in dieser Partei ihren Platz; ebenso wie die Föderalisten und die, die sich für Europa stark machen, und die ihre Ziele nicht erst in historischer Zukunft, sondern noch in dieser Generation verwirklicht sehen wollen. Es ist auch eine Partei für die Anhänger der gewaltlosen Politik, die die Gewaltlosigkeit nicht mit Passivität verwechseln; für die Wehrdinstverweigerer, die den
Kampf für den Frieden nicht mit Neutralität und Gleichgültigkeit gegenüber den Problemen der Freiheit und der Demokratie verwechseln. Also eine Partei für alle, die den Werten, die ihr Leben und Wirken bestimmen, einen weiteren Wert hinzufügen wollen, die bereit sind, dafür auch finanzielle Opfer zu bringen und einen Teil ihrer selbst zu geben - Mit diesem neuen Wert ist der Internationalismus gemeint, ein Prinzip, das richtigerweise zu Beginn unseres Jahrhunderts aktuellwurde. Doch die Katastrophen waren vorgezeichnet, als die Arbeiterbewegungen und die Sozialisten sich am Vorabend des Krieges als nationale Parteien zu organisieren begannnen.
All diese werden eine laizistische, ideologisch nicht festgelegte Partei finden; eine Partei, deren Mitglied man lediglich auf der Basis der Programme und der Ziele des politischen Kampfes wird.
VORSCHLAG ZU EINEM GEMEINSAMEN AKTIONSPROGRAMM FÜR 1991
Die Radikale Partei wird im Jahr 1991 engagiert daran arbeiten, allen Interessierten ein gemeinsames Aktionsprogramm vorzulegen, das darauf gerichtet ist, in den Institutionen und europäischen (als auch au ereuropäischen, das hei t weltweit) bürgerlichen Gesellschaften Fu zu fassen. In einem ersten Schritt ist dieser Vorschlag addressiert an einige Tausend gewählte Parlamentarier in den demokratischen Ländern der Welt, vor allem in Ost- und Westeuropa, an herausragende Persönlichkeiten der Poliik und der Führungsschichten sowie an Repräsentanten der Massenmedien. Es handelt sich hierbei nicht nur um ein Ziel, sondern auch um eine Methode, das hei t den überwiegenden Teil der Parlamentarier, der Exponenten aus Wirtschaft und Politik, also der europäischen - und nach und nach der weltweiten internationalen - Führungsschicht in die Aktivitäten und Strukturen der Radikalen Partei einzubeziehen. Das hei t aber auch, diese Exponenten über die Vorschläge der transnationalen (und parteienüberreifenden) Partei umfas
send zu informieren, sie dafür zu interessieren, wenn möglich bis zu dem Punkt, da sie sich zeitweise auch aktiv engagieren, sei es für das allgemeine politische Programm, sei es in spezifischen gemeinsamen Initiativen. Es gilt also, all diese Gruppen an der Parteiarbeit zu beteiligen, gemeinsam den transnationalen Organen, sei es den autonomen oder den föderativen, Leben einzuhauchen; ihrerseits vor Ort, in dem jeweiligen Land aktiv zu werden für eine Revolution: liberal sozialistisch, demokratisch, gewaltlos, ökologisch und gegen die gemachte Unordnung.
Sicherlich ist das ein au erordentlich komplexes und ehrgeiziges Unternehmen.
Es ist also geplant, in so vielen Ländern wie möglich zur gleichen Zeit Initiativen ins Leben zu rufen und zu aktivieren, deren Themen oder Programmatik zum Beispiel sein können: für die Abschaffung der Todesstrafe und gegen die Anwendung der Folter; oder auch für eine bessere Lebensqualität, die Rettung des Planeten vor ökologischen Katastrophen, die beängstigende, mit der Abfallentsorgung in Europa verbundene Problematik, oder das Problem des Treibhauseffekts, die Rettung der Ozonschicht, dasProblem der Vernichtung der Wälder oder der Anwendung chemischer Mittel in der Landwirtschaft. Ein weiteres Thema könnte die Wiederaufnahme des Vorschlags sein, durch Bekräftigung und Durchsetzung des gesetzten Rechts dem Völkerrecht zu mehr Durchsetzungskraft zu verhelfen und die Rolle und Funktion der Vereinten Nationen zu reformieren.
Ein weiteres wichtiges Problem, dem sich zugewandt werd mu , ist das des Anti-Militarismus: die Umwandlung der Rüstungsausgaben in lebensrettende Projekte zugunsten der Milliarde Menschen, die mit dem Problem des Hungers lebt, das hei t also Durchsetzung und Realisierung der Aktionsvorschläge, die 1980 im "Manifest der Nobelpreisträger" gemacht werden.
Andere Problematiken sind in den folgenden Projekten enthalten: die politische Vereinigung der europäischen Staaten als Mittel zur Uberwindung von Nationalismus, Sprachbarrieren und Rassenschranken; eine antiprohibitionistische Politik zur Bekämpfung der Kriminalität, die aus dem illegalen Drogenmarkt hervorgeht; Antitotalitarismus und eine Politik zur Durchsetzung der Menschenrechte; Abschaffung des erlaubten Waffenbesitzes; die Überwindung oder Abschaffung von Gefängnissen; das Strafrecht; dieNotwendigkeit einer "Vehikelsprache", um den historischen Proze eines Spracherwerbs zu simulieren, der dazu führt, da auch die Sprecher der Hegemoniesprache eine zweite Sprache besitzen; das Bevölkerungsproblem, eine Lösung der bevölkerungspolitischen Probleme unter ökologischen Gesichtspunkten; die Abtreibung und die Sexualerziehung.
DIE GRÜNDUNG EINER AKTIONSPARTEI, EINES ORTES DER GEWALTLOSEN AKTION
Um dieses Projekt, diese Vorschläge für Initiativen und Aktionen, diese Ziele politischer Aktion bekanntzumachen, müssen Gesprächspartner gefunden werden, mu die Bildung von Gruppen gefördert werden, die zahlreich sein könnten und sich jede mit einem bestimmten Vorschlag, mit einer Initiative identifizieren könnten. Diese Gruppen wären einem einzigen transnationalen und parteienübergreifenden politischen Subjekt verbunden, das vor allem die Führungsschichten, aber auch die Bürger auffordert, sih ihm auf der Basis der verschiedenen Initiativen, der Aktionen und der Ziele anzuschlie en, die wir und sie alle gemeinsam erkennen, bestimmen und verwirklichen können.
Wir müssen also versuchen, die Vertreter der politischen Führungsschichten, die uns durch ihre Werte und ihre politischen Absichten am nächsten stehen, sofort auf der Grundlage dieses Projektes zu vereinigen, um damit einen ersten "Kern" zu schaffen, der auch schon handlungsfähig ist, und die Grundlage eines organisatorischen "Netzes" mit den Aktivisten der Partei bilden kann. Dabei sollten wir - endlich - mit den nicht in Italien wohnhaften Aktiven anfangen.
Auch die Unterstützung von seiten der Partei sollte sich, wie das Projekt, nach Themen geordnet entwickeln. Eine solche Ordnung dürfte es nämlich möglich machen, spezifische Vorschläge politischer Initiativen zu jedem Thema zu entwickeln. Die Ansprechpartner können sich auf diese Weise auch nur einem der Vorschläge anschlie en. Die Kriterien sind analog zu denen, die für die "radikalen Verbindungen" aufgestellt wurden, und damit werden die Grundlagen für eine neue Ordnung, für eine neue föderal Struktur der (transnationalen und parteienübergreifenden) radikalen Partei gelegt.
Dieses Projekt, dessen Ziel die Gründung einer echten "Aktionspartei" ist, einer Partei, die ein Wirklichkeit gewordener "Ort gewaltloser Aktionen" sein soll, wird uns, den Anhängern der Gewaltlosigkeit im Geistes Ghandis "für das Recht auf Leben und für das Leben des Rechts", erlauben, in Dutzenden von Hauptstädten in aller Welt - vor allem den europäischen - mit unseren Demonstrationen, unseren Hungerstreiks, unseren gewaltlosen Aktionen neu anzufangen, oder vielmehr, auf massenhafter Basis anufangen, damit dort, wo die Macht sich dafür einsetzt, unsere Gesetzesvorschläge zu verwirklichen, die entsprechenden Ma nahmen getroffen, die entsprechenden Gesetze verabschiedet werden. Damit, zu Beginn wenigstens in Gestalt einiger zehntausend Vertreter in aller Welt, ein dem Geiste Ghandis verpflichtetes, gewaltloses politisches Subjekt geschaffen werden kann, ein transnationales und parteienübergreifendes, demokratisches Subjekt, das Umweltschutz und Ökologie, demokratischen und europäische Föderalismus zum Ziel
hat, ein laizistisches, liberaldemokratisches und liberalsozialistisches, freiheitliches, antiautoritäres, antiprohibitionistisches, antimilitaristisches und antiklerikales
politisches Subjekt gegen die Parteienherrschaft auf der Basis direkten Zugangs. Damit eine Partei geschaffen werden kann, in die jeder Tatkraft und Hoffnung zu investieren bereit ist.
DIE ADRESSATEN UND DIE VERFÜGBARKEIT DER RESSOURCEN
Das Projekt wendet sich zu Beginn an die europäischen Länder sowohl Ost- als auch Westeuropas und beabsichtigt, vor allem zu den Parlamentariern, den Abgeordneten in den gesetzgebenden Versammlungen oder den Parlamenten mit wichtiger politischer Verantwortung und Entscheidungsvollmacht Verbindung aufzunehmen. Es handelt sich dabei um "nationale" Abgeordnetenhäuser, um solche, die aus "föderalen" staatlichen Ordnungen hervorgehen, oder um "regionale" Versammlungen mit autonomen politischen Vollmahten.
Etwa 35.000 Abgeordnete, die, au er im Europaparlament, ihren Sitz in 300 Orten in 34 Staaten haben, müssen angesprochen werden. Es gibt keine Organisation, die über die Namen aller Abgeordneten sämtlicher demokratischen Länder verfügt: allein schon diese Tatsache lä t die Au ergewöhnlichkeit dieses Unternehmens erahnen.
Es handelt sich um ein Projekt, um ein "Unternehmen", dessen wirtschaftlicher und finanzieller Aspekt Dimensionen aufweist, die weit über das hinausgehen, was die Partei bis jetzt unternommen hat: Die Kosten für jede Sendung werden nicht unter 435.000 - 522.000 Dollar liegen, womit die Gesamtkosten für 6 -8 Nummern zwischen 2.609.000 und 4.348.000 Dollar betragen.
Die Partei kann gegenwärtig über wenig mehr als 2,5 Millionen US-Dollar verfügen. Schon von jetzt an ist die Hilfe "anderer" notwendig, die Hilfe derjenigen also, die, indem sie Aktionäre werden, als einzige garantieren können, da die Initiative zumindest ein Echo, eine Bestätigung, findet.
Die Partei verfügt auch über eigenen Besitz: Dieser kann entweder investiert oder aufgelöst werden.
UM WIRKLICHE DEMOKRATISCHE BEDINGUNGEN ZU SCHAFFEN MUSS EIN GROSSES TRANSNATIONALES UND PARTEIENÜBERGREIFENDES POLITISCHES SUBJEKT ORGANISIERT WERDEN
Aufschlu reich ist die Beziehung zwischen diesem Projekt - das zwar wie ein verlegerisches Projekt erscheint, es aber nicht ist, wie wir wissen, und auch nicht sein kann - und dem politischen Projekt der Partei: die Gründung in politischer Hinsicht, nicht de facto, aber de jure, das hei t der Regel nach, strukturell, eines gro en transnationalen und parteienübergreifenden, internationalen politischen Subjekts, das den Rahmen bildet, in dem das Projekt lebt und von dort aus diesen Rahmen prägt.
Die Innovation, die dieses Projekt darstellt, besteht nicht darin, eine Vorschlagsliste anzubieten, aus der eine einzige Initiative ausgesucht werden kann, sondern in der Tatsache, da diese Initiativen in ihrer Gesamtheit und alle gleichzeitig organisiert werden. Das Projekt, die Vorschläge und die Initiativen leben mit denen, die sie sich zu eigen machen, all das und alle verleihen dem transnationalen politischen Subjekt Leben. Dieses Subjekt ist der Ort, wo einmal jährlich oder alle zwei Jahr über die allgemeine Bedeutung, die Staffelung des Beitrags, den Haushalt und die Investitionen jeder einzelnen Initiative und jedes einzelnen Vorschlags entschieden wird, damit sie ihrerseits zu Projekten werden können.
Das gegenwärtige Projekt ist ein politisches Projekt, das vor allem das Echo, die Antwort der "Anderen", eine, wie wir wissen, unverzichtbare Bedingung für das Leben der Partei, in einer neuen Dimension erfahren will und mu . Wenn sein Ergebnis bedeutend ist, wird das Projekt auch wichtige Hinweise für die neue Gestaltung, für die neue Ordnung und Struktur der Partei liefern können. Dies betrifft zum Beispiel die Möglichkeiten der Partei, sich als "Zentrum", als "Dienstleistungsbetrieb" auch einneues satzungsmä iges Aussehen zu geben, das ihre Existenz und ihre "geordnete" Weiterentwicklung ermöglicht.
Die nach Themen geordnete Organisation des Aufrufs und die Möglichkeit, sich auch nur einem einzigen der Vorschläge anzuschlie en, kann die Bundessatzung "der Linken und für die Linke" - jetzt noch "der Demokratie und für die Demokratie" - vorzeichnen, die immer noch eines der bedeutendsten Ziele der Partei seit ihrer ersten Gründung bleibt.
Aber erst die Ergebnisse und die Erfahrungen können alle notwendigen Elemente und Zusammenhänge, alle Formen, Zeiten und Modalitäten liefern, um die neue "Gestalt" annehmen zu können, die der Partei Substanz und Handlungsfähigkeit verleiht. Dabei werden neue und genau definierte Beziehungen zwischen einem "Zentrum", das "politischer Dienstleistungsbetrieb" ist und sein will, und dem Willen und der Initiative der "Vielen" geschaffen werden, die nötig sind, um mit Tatkraft und Ausdauer eine Erneueung der Politik zu betreiben - und dies nicht nur, nicht mehr nur in Italien - und um wirksam dazu beizutragen, tatsächliche demokratische Bedingungen zu schaffen, "für das Recht auf Leben und für das Leben des Rechts".
DER VORSCHLAG EINES NEUES GESELLSCHAFTSVERTRAGES
Mehr als drei ig Jahre lang war die radikale Partei in Italien der häufig siegreiche Hauptvertreter der Kämpfe für die Bürgerrechte. Aus Positionen der Minderheit heraus ist es uns gelungen, gro e demokratische Auseinandersetzungen um Probleme wie die Scheidung, die Abtreibung, die Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen, die staatsbürgerlichen Rechte und die Freiheitsgarantieren des Einzelnen gegen Sondergesetze und autoritäre Gerichtspraktiken ins Leben zu rufen und durchzuführen.
Wir sind die Initiatoren eines gro en Kampfes gegen den weltweiten Hungertod gewesen, unterstützt vom Papst, von der Mehrheit der Nobelpreisträger aus aller Welt, von den gro en internationalen Agenturen, von den Appellen der wachsamsten Köpfe und von den Staatsoberhäuptern der Dritten Welt selbst. Mehr als ein Jahrzehnt lang sind wir in Italien die einzigen unbeugsamen Gegner der Umweltzerstörung und der Atomenergie gewesen (und Italien ist auch dank unserer Opposition das einzige der gro en E-Länder, in dem die Atomenergieprogramme nicht oder nur in sehr geringem Ausma angenommen wurden). Wir sind die Ersten gewesen, die den Begriff des Schutzes des Ökosystems in die Politik eingeführt haben.
Und von Italien aus sind wir sind lange Zeit Bezugspunkt und Sprecher der Verweigerer und Dissidenten aus aller Welt gewesen.
Die Besonderheit dieser Erfahrungen und Erfolge verdankte sich zwei Bedingungen: der wichtigste, wenn nicht einzige Ansprechpartner wurde von uns immer in den Institutionen und in der öffentlichen Meinung in Italien gesehen; au erdem gestattete ihr charakteristisches theoretisches Merkmal einer nicht-ideologischen Partei der radikalen Partei, sich jeweils auf spezifische politische Kämpfe und auf genau umrissene Reformziele zu konzentrieren.
Die Entscheidung für Transnationalität hat diese methodologischen Merkmale buchstäblich umgestürzt: Mit dem verbindlichen und vom Kongress in Budapest im Frühling 1989 verabschiedeten Parteibeschlu , haben wir uns - vor dem Hintergrund eines Szenariums, das die Ereignisse bereits vorwegnahm, die einige Monate später die Ordnung der realsozialistischen Länder vollkommen verändern sollten - entschieden, von einem geographisch begrenzten und von Mal zu Mal politisch auf einzelne Ziele beschränkte Einsatz- und Kampfgebiet zu einem sowohl geographisch als auch thematisch grenzenlosen Gebiet überzugehen.
Wir haben uns dafür entschieden, keine Internationale nationaler Parteien und Bewegungen zu werden, sondern eine transnationale Partei, also eine einzige Verbindung vieler Anhänger aus verschiedenen Ländern, die von gemeinsamen Idealen vereint werden und sich in gemeinsamen politischen Zielen wiedererkennen. Das erste dieser Ziele ist folgendes: Sich in diesem neuen Instrument wiedererkennen zu wollen und es gemeinsam erschaffen zu wollen, damit ein neuer "Gesellschaftsvertrag" erdacht und verwrklicht werden kann.