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Il Partito Nuovo - 1 luglio 1991
AIDS: J'accuse

ZUSAMMENFASSUNG: Dieses "J'accuse" wurde von Luigi Cerina, Mitglied der Radikalen Partei, Präsident des "Coordinamento Nazionale Italiano delle persone sieropositiv" (Nationales italienisches Koordinationszentrum für HIV-positive Personen), auf der Internationalen AIDS-Tagung im Juli des letzten Jahres in Florenz ausgesprochen: "Ich schreie dieses "J'accuse" heraus, im Namen des Rechts auf Leben und des Lebens des Rechts, wie auch der Leitspruch der Radikalen Partei lautet, meiner Partei, transnational und parteienübergreifend."

(Die Partei Neu, No.2, Juli 1991)

Es werden hunderte Millionen sein, die sich am Ende dieses Jahrzehnts, das gleichzeitig das letzte dieses Jahrtausends ist, als ermordet, vernichtet betrachten können, hingerafft von dem sexualfeindlichen Terrorismus, der in Afrika und einigen anderen Gebieten des Fernen Ostens das Eindämmen der Seuche AIDS verhindert hat, die mit sofortigen, umfassenden und weitgreifenden Ma nahmen hätte bekämpft werden können und noch heute bekämpft werden könnte. Doch notwendige und energische Kampagnen, die durch Information der betroffenen Bevölkerung die fehlende sexuelle, hygienische und medizinische Aufklärung gewährleisten oder Präservative in ausreichender Menge zur Verfügung stellen würden, wurden im Namen der Seelenrettung oder im Namen der Keuschheits- bzw. der Zeugungspflicht um jeden Preis verhindert.

Die gro e Mehrheit von uns, den HIV-positiven Personen oder AIDS-Kranken in Italien, ist katholisch; und deshalb ist es doppelt skandalös und schmerzhaft, wie sich der römisch-katholische Kirchenapparat verhält. Und ist nicht gerade dieser kirchliche Machtapparat der wichtigste und potenteste Verteidiger der herrschenden Unordnung, die gotteslästernde Vernichtung bedeutet? Wir klagen die prohibitionistische Ideologie als kriminell an, auch sie ist brutale Vernichtungsideologie. Dort, wo diese von den Vereinten Nationen und der überwiegenden Mehrheit der Einzelstaaten - den modernen Levianen - verordnete Ideologie, mit mutiger Toleranz und gro er Vernunft unterlaufen wird, sind - wie das Beispiel Amsterdam zeigt - weniger als 8 % der Drogenabhängigen Opfer des AIDS-Virus.

In Italien und überall, wo sich die Prohibition voll durchsetzen konnte, sind bis zu 70% der Drogenabhängigen HIV-Positiv bzw. ist bei ihnen die Krankheit schon ausgebrochen.

Neun Zehntel, also 90 % unserer Toten wurden ermordet, wir sind Ermordete. Wir werden sterben, meine Herren ! Wir sterben, meine Herren ! Nicht an dem unleugbar schrecklichen Virus, den wir niederkämpfen müssen, sondern an einer Ideologie, an einer Pseudomoral, an einem Haufen krimineller Interessen, totalitär, blind, die dem monströsen Krankeitserreger erst seinen Nährboden geben, ihn über den ganzen Erdball verbreiten, einen mörderischen Agressor, der die Zahl der AIDS-Toten ins Unerme liche steigen lassen wird.

Wir klagen die pseudo-liberalen Usurpatoren an, die eine staatliche und Sozialpolitik der Massenvernichtung in den Armenghettos der nord-amerikanischen Gro städte verfolgen, wie sie auch in den favelas oder bidonvilles der latein-amerikanischen und Dritten-Welt-Metropolen betrieben wird; die aber auch für die beängstigenden Mängel in den öffentlichen Dienstleistungen bzw. die totale Inexistenz derselben in Ländern wie dem unsrigen - also Italien - verantwortlich zu machen sind.

Wir klagen den in gro en Teilen der Welt gepredigten Rassismus gegen die Homosexualität an, vor allem in der sogenannten zivilisierten Welt, mehr als den der totalitären und gewalttätigen Regime, wo die Homosexualität schon seit langem als pervers und krank gekreuzigt wird.

Damit, da das au erhalb der Ehe und des Zeugungswillens stehende Sexualleben in die Heimlichkeit, in die Ecke der Schande gedrängt wird, da die Drogensucht, die Homosexualität im Besonderen und auch die Armut verdammt wird, wird dem Virus erst seine teuflische und verheerende Macht, die ihm nicht von vorneherein innewohnt, verliehen.

Wir schreien heute dieses unser "J'accuse" heraus. Aber es ist ein "J'accuse" im Namen der Vernunft und Vernünftigkeit, der Moral und der Ordnung, im Namen des Rechts auf Leben und des Lebens des Rechts (wie es der Leitspruch meiner Partei, der Radikalen Partei, transnational und parteienübergreifend, proklamiert), im Namen der Liebe, der Achtung des Anderen, der untrennbar zur Freiheit und Verantwortung gehörenden Prinzipien, des notwendigen Wissens, um demokratisch und richtig wählen und entscheiden zu können.

Wir wollen leben, meine Damen und Herren, liebe Freunde ! Wir müssen vorläufig leben, indem wir das Leben ehren und nicht nur überleben, indem wir in unserer Angst und Selbstaufgabe den Tod vorwegnehmen. Wir wollen den Tod für uns selber und für alle anderen besiegen, solange bis der Tod wieder Würde und menschliche Grö e erlaubt.

Wir wollen, da die von AIDS angesteckten Menschen an den Entscheidungsprozessen, die sie selbst betreffen, beteiligt werden, andernfalls werden die diesbezüglichen wissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnisse und Errungenschaften vergeudet und zu spät kommen.

 
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